Mein Kind malt, wieder. Lange hat sie es nicht getan.

Da half kein Loben und kein Motivieren, die schönsten Stifte und Malsets lagen unbenutzt da. „Mama drängle nicht.“, kam dann als Antwort.
Früher hat sie gern und viel gemalt, dann irgendwann in der 5. Klasse gab es eine schlechte Note für ein Bild, dass sie persönlich schön fand. Da war es eine ganze Weile vorbei mit dem Malen. Solchen Frust hat diese schlechte Bewertung in ihr ausgelöst.

Nun einige Jahre und viele gute Noten später, malt sie wieder.
Manchmal zeigt sie mir ihre Bilder.

Ich habe inzwischen gelernt, was es heißt, unsere Kinder zu motivieren.

Nicht durch ein Lob dieser Art: Fein gemacht! Das sieht toll aus! Lob ist in diesem Fall leistungsabhängig und bewertend. Und das motiviert auf Dauer nicht.

Erst recht nicht das berühmte ABER… in dem guten Glauben, doch nur unterstützen zu wollen.

Nichts demotiviert stärker als ein Aber.

Da es das Gefühl vermittelt, nie gut genug zu sein. Spür mal in Dich hinein. Was löst dieses Wort in Dir aus? Wie wurdest Du von Deinen Eltern gelobt und gesehen, kontrolliert und bewertet? Und wie fühlst Du Dich, wenn Du ein wunderbares Essen gekocht hast. Dann kommt deine Familie in die Küche und Dein Mann sagt: „Sehr gut, aber hätte zum Hühnchen nicht besser der Reis gepasst, anstatt die Nudeln?“ Wie fühlst Du Dich dann?
Wie sehr freust Du Dich, wenn Dein Partner statt dessen zu Dir sagt: „Oh Du bist so wunderbar, Du hast für uns lange in der Küche gestanden und so was leckeres gekocht.“ Dann hast Du doch beim nächsten Mal gleich viel mehr Lust zu kochen.

Anerkennend und wertschätzend zu sein, bedeutet die Bemühungen zu sehen, und nicht nur das Ergebnis.

Das funktioniert mit ganz einfachen Aussagen:

  • Ich sehe Dich und Dein Tun!
  • Ich freu mich, dass es Dir so großen Spaß macht!
  • Wunderbar wieviel Mühe Du Dir damit gibst.

Damit siehst Du Dein Kind an sich, wie es ist und was es macht. Und genau so wird es angespornt, weiter zu machen. Dies wurde in umfangreichen Studien festgestellt.

Das lässt sich auf alles mögliche im Alltag anwenden. Wenn unsere Kinder uns im Haushalt helfen, dann reicht ein einfaches: „Danke! Du warst mir jetzt eine große Hilfe. Dadurch konnte ich in Ruhe einkaufen gehen.“ Oder: „Ich war so kaputt und bin so froh dadurch einfach mal die Füße hochlegen zu können.“ Hier fühlt sich das Kind gewertschätzt und gebraucht. Und es lernt, wie wichtig es ist, sich um sich selbst zu kümmern und sich Pausen zu gönnen.

Und natürlich ist es wunderbar, wenn wir uns mit unserem Kind für etwas tief und ehrlich mitfreuen, was es selbst begeistert! Das super Ergebnis in einem Wettkampf, der gelungene Kuchen, den es allein gebacken hat, die mühsam erarbeitete Zensur in der Mathearbeit.

Es heißt ja nicht, sein Kind nie mehr zu Loben.

Es geht vielmehr um die Art und Häufigkeit des Lobes.

Oft erfolgt es zu inflationär und ohne wirkliches Mitfreuen.Und es steckt der Gedanke dahinter, das Kind in eine bestimmte Richtung zu lenken. Nach dem Motto: Schön gemacht, weiter so!
Mit dem Lob, wollen wir manchmal nur ausdrücken, was richtig und was falsch ist. Dadurch manipulieren wir unbewusst unser Kind. Zum Beispiel, wenn wir es loben, wenn es bitte oder danke sagt. Das tut es dann, nicht aus einem inneren Drang freundlich zu sein, sondern weil das so erwartet wird, weil man das so macht.

Kinder lernen viel eher, wenn sie miterleben, wie wir uns herzlich bedanken, um etwas freundlich bitten oder andere Menschen grüßen. Dann erleben sie die Situation und die Reaktion der Mitmenschen.

Sie erfahren die Gefühle die mitschwingen und nur darauf kommt es letztendlich an!

Positive Gefühle sind der Motivator für jegliches TUN!

Unsere Gefühle haben den größten Einfluss auf unser Unterbewusstsein. Und unser Unterbewusstsein beeinflusst unser Handeln zu mindestens 95%. Das heißt, jede Handlung unserer Kinder geschieht zu 95% unbewusst durch Prägung und Nachahmung und nicht dadurch das wir es ihnen durch Lob und Kritik antrainieren.

Ob Du Dein Kind motivieren und begeistern kannst, hängt letztendlich davon ab, welche Gefühle Du bei ihm auslöst. Welche Erfahrung es diesbezüglich gemacht hat.

Und um noch einmal auf das Malen zurückzukommen. Wenn wir teilhaben an diesem Prozess, wenn wir uns an diesem mitfreuen, unabhängig von dem Ergebnis, erst dann ist Kreativität wirklich möglich. Erst dann wird sich unser Kind getrauen, ganz frei und aus sich heraus zu malen. Weil es spürt, es geht nicht ums Ergebnis.

Deshalb sind Bewertungen in Form von Lob oder Strafen bzw. Konsequenzen, wie wir heute sagen, in der Regel überhaupt nicht sinnvoll.
Eine schlechte Zensur baut nur Druck auf, ebenso wie eine gute. Motivieren Zensuren zum Lernen? Auch da haben Studien inzwischen etwas ganz anderes herausgefunden.

Konsequenzen erfährt Dein Kind durch sein Handeln.

Wenn es trotz Regen ohne Jacke los geht, weil die uncool ist, dann wird es nass. Es wird frieren und evtl. mit einer Erkältung im Bett liegen. Das ist ´Strafe` genug. Ich werde mich liebevoll um mein krankes Kind kümmern. Das nächste Mal wird es die Jacke anziehen.

Die größte Anerkennung erlebt unser Kind, wenn es von uns gesehen wird, wenn wir mit ihm reden über seine kleinen und großen Erlebnisse.

Unser Kind will geliebt und anerkannt werden so wie es ist,

ohne viel Lob und schon gar nicht durch Kritik.

Nehmen wir es doch einfach mal so in den Arm, und sagen ihm, wie wunderbar es ist und wie sehr wir es lieben.

Herzlichst

Anja 💕

Anstuppserin, Mutmacherin und Coach in der FB-Gruppe: Mama chill mal!  https://www.facebook.com/groups/mamachillmal/